Wer an Herbst denkt, ist mit einem Bein im Vorweihnachtstrubel. Einzige Ausnahme scheine ich zu sein, bei mir ist Herbst! Meine Tochter rief mich gestern aus Paris an: Mami, hier ist überall Christmas Glitzer, die ganze Stadt ein Lichtermeer mit Tannenbäumen, bunten Kugeln und funkelnden Sternen. Ich schaue mich um, hier brennen die Kerzen, die Atmosphäre ist heimelig, ein paar Freunde und Kundinnen kommen vorbei. Also alles schön der Reihe nach, sonst nehmen wir uns etwas von dem Genuss an dem Gegenwärtigen mit der Buntheit der Blätter, den kargen Ästen, die wie schiefe Skulpturen in den November-Himmel ragen, den matschigen Pfützen auf dem Weg, in denen sich der Himmel spiegelt. Wir dürfen nicht zu schnell nach vorne stürmen, vom Spätsommer in den Halloween-Hype und dann zu den Weihnachtsmännern. November auf der Insel hat etwas Besonderes, es ist ein Innehalten, um den Moment der Stille zu genießen, wenn die Gedanken ziellos vor sich hinlaufen und man das Wort „verträumt“ für sich wieder zulässt. Ist doch schön! Selbst wenn wir durchnässt wieder zuhause ankommen, haben wir den Nieselregen auf der Haut gespürt, den Wind und die würzige Luft. Advent und Weihnachtsvorfreude beginnen für mich erst in ein paar Tagen und bis dahin habe ich auch den Tannenbaum organisiert, die Dekoration gebastelt, den Karton mit den handbeschriebenen Kugeln gefunden und die Kerzen besorgt. Für die meisten mal wieder auf den letzten Drücker. Für mich früh genug. Neben meinem Bett liegen drei Bücher, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Ingeborg Bachmann „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“, Sally Rooney, die junge irische Schriftstellerin „Normal People“ und Martin Hägglund, der schwedische Literaturwissenschaftler, der das Leben von seiner Endlichkeit her betrachtet: „This Life“ (leider nur auf englisch, aber das richtige Buch für den ausgehenden November und die Adventszeit.) Und dann spaziere ich los und fotografiere meinen Vintage Schmuck von Yves Saint Laurent, den wir in unserem Kapitänshaus in Kampen neben den Kollektionen von Roma e Toska verkaufen. Es sind einzigartige Preziosen, gemacht für ein kleines Herbst-Spektakel, das die Wunschliste für Weihnachten verlängert. Eine Kette ist schöner als die andere verbunden mit der Aura des Besonderen, das man so selten findet in der Black-Friday und Advents-Lichtermeer-Aufregung. Das Geschäft in Kampen auf Sylt ist geöffnet, es lädt ein mit Kerzen und Musik, dem Mix aus Kunst und Mode, Keramiken aus der Weimarer Zeit bis ins Mid-Century und all den Geschichten, die sich daraus ergeben. Wer darüber hinaus mehr erfahren will, der besucht meinen Blog, in dem ich täglich schreibe, was mich so umtreibt: log.romaetoska.com Birgit Gräfin Tyszkiewicz