ROMA e TOSKA

NO GREENWASHING
Warum ich Mode mache.

Der Bericht des Weltklimarats (IPCC) ist soeben erschienen und er ist, wie zu erwarten, katastrophal in seiner Aussage. »Der Planet schwebt in Lebensgefahr«, kommentierte ihn die deutsche Umweltministerin. Die Nachricht ist nicht neu, vielleicht sind wir trotzdem ein wenig aufgeschreckt, fühlen ein gewisses Unwohlsein, aber es sind Ferien. Ferien von was? Von uns und von unserer Umwelt?
Gestern kam ich morgens vom Strand, ging mit meiner Tochter entlang der Uwe Düne. Mir kam eine Familie entgegen, im Urlaubs-Modus. Der Vater erklärte lautstark, wie er sich die Finanzierung von … vorstellte, den Blick gesenkt, das um ihn herum ausgeblendet. Verdammt, wir haben hier ein herrliches Stück Natur und schauen nicht hin! Das Geschwätz muss aufhören, Verbot für Menschen, die nicht wertschätzen. Wir haben nur diese eine Erde, wer will schon zum Mars?
Ich bin ein »Luxuswesen«, habe Kunstgeschichte studiert, mache Mode und schreibe hier für ein Anzeigenblatt, das wiederum die Leser dieser »Luxus-Insel« bedient. Greta Thunberg zeigt sich gerade auf dem Cover der VOGUE Scandinavia. Wie passen diese Dinge zusammen? Wir müssen alle uns zur Verfügung stehenden Plattformen und Möglichkeiten nutzen, unsere Ideen, Sorgen und gleichzeitig unsere Zuversicht zu teilen.

Birgit Gräfin Tyszkiewicz

Wenn ich auf das Meer schaue, dann habe ich die Malerei im Kopf, die Seestücke von Gerhard Richter oder die Farben des Wassers von Renoir. Sehen lernen, ist überhaupt das Wichtigste, so sagte mir mein Doktorvater am Ende des Studiums. Ich habe es beherzigt, übertrage es auf meine Mode und fange darüber an, mit den Menschen zu kommunizieren. Wen interessieren Klamotten an der Stange, warum noch eine Bluse kaufen? Aber wenn ich mich über Natur und das Mystische in ihr unterhalte und dabei die Bluse mit dem passenden Motiv trage, dann starten wir gemeinsam einen Diskurs, die Kundin mir gegenüber und ich. Hier fängt für mich die Veränderung an: Ich verwandele mit Mode und befrage dabei jeden Abschnitt des Prozesses von den ersten Gedanken, dem Entwurf, den Materialien, der Fertigung bis hin zu der Käuferin. Das ist kein Greenwashing, das ist ein Umgang mit echten Inhalten. Wir brauchen nicht viel. Jedes Stück, das nicht hergestellt wird, ist gut für die Umwelt. Mit diesem Satz im Kopf sollte man als Designer starten: Warum ist es relevant, was ich kreiere und produziere in einer Zeit, in der wir die Alarmglocken des Klimawandels als »ohrenbetäubend« vernehmen, wie UN-Generalsekretär Guterres es soeben formulierte.
Als ich 2016/17 die Kollektion »Eisbären im Sommer« begann, dachte ich, den Tieren ginge es gut zwischen den leuchtenden Wiesen am Polarkreis. Es geht ihnen schlecht, sie verhungern, sie ertrinken, sie sterben. Trotzdem habe ich die Stoffe und dazugehörigen Modelle produziert, habe mein Unwissen zum Thema gemacht. Für mich begann ein Wandel und für viele meiner Kundinnen ebenso: Eisbären First! Es folgten andere Editionen, wie die des Zuviel und des Zuwenig Wassers, »Kopernikus«, der die Welt zerlegte, um sie neu zu denken, bis hin zu »Ruwenzori – Pure Nature«, der Suche nach dem Mystischen und Magischen, dem universellen Erlebnis von Natur, das über das konkret Gesehene hinausgeht. Darauf kommt es an, mehr denn je. Wir sind im Urlaub, wir können gleich beginnen mit dem »Sehen« und gehen frühmorgens durch die Braderuper Heide, wenn die Sonne aufgeht und dieser zauberhafte Nebel über den Gräsern hängt, oder wir sitzen am Strand mit dem endlosen Blick über die Wellen. Wenn wir wirklich zutiefst spüren, wo wir sind, dann fangen wir an, neu zu denken, halten die Sonne an und setzen die Erde in Bewegung. Damit es bleibt wie es ist, müssen wir unser System ändern. Es wird uns glücklicher machen, reicher, bewusster, es wird uns ein Lächeln ins Gesicht spielen – versprochen. Der Finanzierungstyp-Familienvater von der Uwe Düne, der lächelt nicht, der sieht nichts mehr!
Im neuen Instagram-Account: Countess_Bridget, kombiniere ich meine Gedanken mit Bildern, eigenwillig auf meine Art. Es geht nicht um die Oberfläche von Mode, sondern um ihre Komplexität. Es ist mein Mittel, mich auszudrücken in dieser Welt. Follow me! Freue mich auf Eure und Ihre Besuche.