Gesprächsabend im Sylt Museum

Abgebildet ist neben dem Logo der Olympischen Spiele 1964 in Tokio die Schwimmerin Jutta Olbrisch im Jahr 1956. (Foto: Bundesarchiv

Nervenkrieg um das Olympiaticket – Sportlerflucht und Systemwettstreit

Von 1952 bis zu den Olympischen Spielen in Tokio 1964 gab es eine gemeinsame deutsche Olympia-Mannschaft mit Sportlern aus der DDR und der Bundesrepublik. Die Startplätze innerhalb dieser gesamtdeutschen Mannschaft sind hart umkämpft. Die DDR will 1964 die Mehrzahl der Teilnehmer stellen. Gelingt dies, darf erstmalig die ostdeutsche Seite den prestigeträchtigen Posten des Chef de Mission, des Mannschaftsleiters, besetzen. Es wäre ein sportpolitischer Erfolg für die DDR. Eine der teilnehmenden Sportler auf Seiten der BRD ist die Schwimmerin Jutta Olbrisch. Olbrisch muss in den deutsch-deutschen Ausscheidungen mehr bewältigen als nur die Last der sportlichen Qualifikation für Tokio. Vor dem Mauerbau 1961 hat die junge Sportlerin die Seiten gewechselt und ist aus der DDR in die Bundesrepublik geflohen. Fortan wird sie in den DDR-Medien als »Verräterin« verfemt. Ihre Teilnahme an den Olympischen Spiele wollte die DDR mit allen sportrechtlichen Winkelzügen verhindern. Der Kölner Stadtanzeiger titelt am 1. September 1964: »Jutta Olbrisch völlig mit den Nerven fertig«.
Gesprächsabend am Freitag, den 27. August, um 19 Uhr, im Sylt Museum möchte 60 Jahre nach dem Mauerbau an die deutsche Teilung erinnern und die Sportlerfluchten im deutsch-deutschen Systemwettstreit in den Blick nehmen. Der Sporthistoriker Dr. René Wiese (Zentrum deutsche Sportgeschichte) führt in das Thema ein und spricht anschließend mit der Zeitzeugin Jutta Sanders (geborene Olbrisch). Die Veranstaltung wird in Kooperation zwischen dem Sylt Museum und dem Landesbeauftragten für politische Bildung Schleswig-Holstein durchgeführt.
Um Anmeldung beim Sylt Museum unter Telefon 04651/ 32805 oder per E-Mail an info@soelring-museen.de wird gebeten.)