WER HAT DAS GRÜN GEZÄHLT?

Roma e Toska und die
aktuelle Kollektion »Pure Nature«

»Spring cannot be cancelled«, so heißt der neue Bildband von David Hockney’s Malereien auf       iPad, die während der Covid-Zeit in der Normandie entstanden und nun in der Royal Academy in London ausgestellt werden. Wie recht er damit hat, und wie unbändig erfrischend zeigt der 83-Jährige seine Lebensfreude in einer Gegenwärtigkeit, die für ihn gleichbedeutend mit »ewig« ist.

Vielleicht hat es mir die Kunsthistorikerin Dr. Karen Michels (Agentur für Kunstverstand) schon bei unserem David-HockneyLunch vor ein paar Monaten erzählt, vielleicht habe ich es auch parallel erfunden, sein »Spring cannot be cancelled«. Mit meinem manchmal nervenden »Hier-und-Jetzt-Charakter« fühlt es sich berauschend an, über die Wiesen in der Braderuper Heide zu wandern und das Grün in seinen unendlichen Nuancen mit den Augen aufzusaugen.

Ich mache das hundertste Foto, Hockney malte wie im Rausch mehr als hundert Bilder. Claude Monet erlebte 40 Frühlinge nur eineinhalb Autostunden von Hockney’s Landrefugium entfernt. Er ist einer seiner großen Vorbilder. »Vergiss nicht, dass Du die Sonne und den Tod nicht lange betrachten kannst.« Steht es im Wechsel mit einem übergroßen Leuchtbild von Hockney wie von Kinderhand geschrieben nun am Piccadilly Circus.

Birgit Gräfin Tyszkiewicz, 
Designerin Roma e Toska.

Dieser Frühling ist besonders nach dem kalten Regengrau der vergangenen Wochen. Er hat sich wie für uns konserviert in seinem Grün, und nun will er nur noch genossen werden … so wie ich gerade den Prototypen der Wiesenblumen-Bluse genieße. Ein Stoff aus früheren Kollektionen, ein neuer Schnitt: Oversized wie eine Tunika über der kurzen Hose oder der engen Jeans zu tragen, maskulin wie ein Herrenhemd und so unglaublich beschwingt wie ein Tag im Frühling.

Grün ist auch die dominierende Farbe der aktuellen Kollektion »Ruwenzori« mit den mystischen Bildern vom Aufstieg auf den Vulkan Sabinyo. »Einmal Uganda, einmal Paris hin-und-zurück«, so habe ich es umschrieben. Zwei Wege, die sich wie Zitate aus unterschiedlichen Welten miteinander verschlingen: Natur und Mode, die großen Trendthemen in diesem Jahr: »What if the solution were to be found in nature«, wie es auf der internationalen Stoffmesse hieß und wir es auf unsere Shirts haben drucken lassen. Ich stimme zu, mehr denn je! Zu den Blusen und Tüchern gibt es die exklusiven Cashmere-Pullover und Wolljacken von Cristaseya aus Paris, gefertigt in der Strickerei der Mutter in Palermo. Genau wie ich, ist sie der Nachhaltigkeit verpflichtet. Ihre Auflagen sind klein, beliefert werden nur wenige ausgewählte Geschäfte. Hollywood trägt Cristaseya und auch wir führen seit kurzem das außergewöhnliche Label: one for a lifetime.

Wer blau liebt, der wird bei uns genauso fündig. Das Frühjahr ist erneut »Ernst Haeckel« gewidmet, dem Naturforscher, der Mitte des 19. Jahrhunderts die Quallen und Einzeller studierte und damit den Jugendstil beeinflusste. Aus seinen Motiven entwickelte ich Stoffe und Modelle von Medusen und Staatsquallen. Dazu die royal-blauen Bouclés, verarbeitet zu Blazern und kurzen Hosen. Machen wir uns endlich wieder schön und ahmen der Natur nach, was sie uns so genial vorlebt: Spring cannot be cancelled. In grün und blau, mit roten Tupfern und einer Portion weiß dazu.

Ich freue mich auf die neugierige Besucherin, die sich in Mode wieder entdecken will und gleichzeitig eine Lust auf die schönen Dinge verspürt. Roma e Toska hat sich von einem Flagship-Store zu einem ConceptStore entwickelt, in dem auch Kunst, Antiquitäten, Accessoires und Lifestyle zu sehen sind. Einige erklären es liebevoll zu ihrem »zweiten Wohnzimmer«, eine Menagerie gefiltert durch meine persönlichen Vorlieben: Der Vintage-Schmuck von Yves Saint Laurent, die Schuhe aus der Manufaktur von Louis Vuitton in Venedig, die Keramiken von Paul Dresler oder die Zeichnungen von Eiko Borcherding und Luca Lanzi. Fashion is all!