»Ozelot und Friesennerz« von Susanne Matthiessen

Der Roman einer ganz normal verrückten Kindheit in den Siebzigern – und die Suche nach einer Heimat, die es so nicht mehr gibt. Sonne, Freiheit, Champagner: In den Siebzigerjahren lassen Stars, Politiker und Industriegrößen des Wirtschaftswunderlands, aber auch viele andere Inselurlauber, den Alltag am Strand hinter sich — und findige Sylter Unternehmer legen den Grundstein zu sagenhaftem Reichtum. Für Susanne Matthiessen ist das Sylt ihrer Kindheit ein faszinierender, aber auch gefährlicher Abenteuerspielplatz, bevölkert von außergewöhnlichen Menschen, in vielem typisch für diese Zeit. Von all diesen Begegnungen, aber auch dem schmerzhaften Verlust der Heimat erzählt die Autorin mit großer Leichtigkeit, scharfem Blick und Humor.
Susanne Matthiessen, Jahrgang 1963, ist gebürtige Sylterin. Als Journalistin verarbeitet sie gesellschaftspolitische Entwicklungen zu Programmideen für Radio, Fernsehen und Internet. Sie hat unter anderem als Redaktionsleiterin der TV-Magazine »Dunja Hayali« (ZDF), »Gabi Bauer« (ARD) und – dort stellvertretend – »Sabine Christiansen« (ARD) gearbeitet und hatte Programmverantwortung bei Inforadio Berlin, der Deutschen Presse-Agentur audio & video, Radio Schleswig-Holstein und BB Radio Brandenburg. Sie ist seit 25 Jahren Dozentin an der Akademie für Publizistik in Hamburg und war 15 Jahre lang Kolumnenschreiberin für die »Sylter Rundschau«. Susanne Matthiessen lebt gern in Berlin, lebt aber nur am Meer richtig auf.

»Wie alle Sylter bin ich in der ›Nordseeklinik‹ bei auflaufendem Wasser auf die Welt gekommen. Direkt hinter der Düne. Auf Sylt kamen die Kinder immer mit der Flut. Setzten die Wehen ein, überprüfte die Hebamme erst einmal den Gezeitenkalender. Lief das Wasser ab, hatten alle noch jede Menge Zeit. Ob das jetzt genauso ist, wenn man auf dem Festland geboren wird, weiß ich gar nicht. Die Babys kommen ja jetzt aus Flensburg. Ob die auch mit der Flut rausgespült werden? Haben Säuglinge, die an der vergleichsweise zivilisierten Ostsee zur Welt kommen, denselben Respekt vor der Unberechenbarkeit des Meeres wie wir? Spüren sie die Gefahr des lauernden Untergangs? Gehören sie noch zu unserer Schicksalsgemeinschaft?« Die Bundesrepublik gespiegelt auf einer kleinen Insel.
In acht Kapiteln und dem Epilog beschreibt die Autorin ihre ganz normal verrückte Kindheit in den Siebzigern mit zahlreichen Weggefährten auf der Insel. Ihr ganz persönlicher Sylt-Verein, ihre Weggefährten sowie Weggefährtinnen und treue Seelen, finden einen besonderen Platz in ihrem Roman. Susanne Matthiessen erzählt von Abenteuern, Dummheiten, Erlebnissen und Verlusten, die sie in ihrer Kindheit geprägt haben.
Ein interessantes, witziges und bemerkenswertes Buch, das einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen von Deutschlands beliebtester Ferieninsel gibt. Wer mitreden und in diese Sylter Kindheit abtauchen möchte, sollte sich »Ozelot und Friesennerz« von Susanne Matthiessen, erschienen am 15. Juni im Ullsteinverlag, sichern. Doch schnell sein, der Roman ist bereits in den meisten Buchläden und online ausverkauft. Eben eine tolle Lektüre für den Strand, den Strandkorb oder für den Garten.